Montag, 10. November 2014

Bericht

08.11.2014

vor dem Wettkampf
Wir sind am Wettkampfort angekommen. Dem montemare in Bedburg. Nach dem Einrichten unseres Basislagers habe ich eine Startkarte gekauft und mir ein kleines Mittagessen gegönnt. Die Spannung steigt - die Aufregung auch!

12:00-14:00 
Der Startschuss fällt um 12:00 Uhr. Die ersten 2 km sind sehr unrythmisch. Das liegt auch daran, dass recht viele Leute auf der Bahn sind und die Schwimmgeschwindigkeiten zum Teil sehr unterschiedlich sind. Eine kleine Pause nach 2 km führt dazu, dass es danach sehr viel runder läuft. 
Bei km 4,7 gibt es einen Zusammenstoß mit einem anderen Schwimmer. Ich kann nicht genau sagen, wie es passiert ist. Auch weiß ich nicht mal, wie der andere mich getroffen hat (Arm, Fuß, Kopf). Ich jedenfalls habe starkes Nasenbluten und muss das Wasser verlassen. Sofort sind mehrere Helfer von der DLRG Bedburg da (Vielen Dank!), besorgen einen Stuhl und Papier. Einen Krankenwagen habe ich abgelehnt. Der Kopf dröhnt und die Nase schmerzt, aber nach einer Pause kann die Welt schon wieder ganz anders aussehen.

14:00-16:30
Die Zwangspause ärgert mich. Mit dem Kühlpack im Gesicht versuche ich eine schlimmere Schwellung zu verhindern. Das Nasenbluten hat relativ schnell wieder aufgehört. Es ist aber unklar, ob ich so wirklich weiter schwimmen kann. 

16:30-19:20
Es geht für mich doch weiter. Meine Sorge, die Schwimmbrille könnte nun nicht mehr auf die Nase passen, hat sich zum Glück nicht bestätigt. Nach 2 km verlasse ich jedoch das Wasser, weil die Kopfschmerzen zu stark werden. Im Wasser gibt es aber auch keine andere Beschäftigung als auf den Schmerz zu achten. Eine Kopfschmerztablette später geht es wieder zurück ins Wasser. Aufgeben kommt nicht in Frage, schließlich unterstützen so viele Menschen diese Aktion. Solange ich schwimmen kann werde ich schwimmen. 
Die nächsten km sind anstrengend, doch ab km 9 wird es entspannter im Becken. Damit steigt auch wieder die Stimmung. Statt nur 10,7 (also 6 km in diesem Abschnitt) entschließe ich mich auch noch die "verlorenen" 1,3 km aus dem ersten Abschnitt nachzuholen. Mittlerweile wird es draußen dunkel. Die Helfer der DLRG Bedburg (in blauen T-shirts) sind unermüdlich dabei die Bahnen der Schwimmer zu zählen. Jetzt stehen wieder 12 km auf dem Zettel und wir sind wieder im Plan. Die Erleichterung nach der Dusche steht mir ins Gesicht geschrieben.

19.20-23:30
Essen und erholen stehen auf dem Plan. Die mitgebrachten Nudeln und einiges mehr wird verzehrt. Und die Frage: wie schält man eine Banane (mit zwei Händen), wenn man eine Hand braucht um das Kühlpack festzuhalten? Richtig: man klemmt das Kühlpack fest! Voila!
Dann eine Massage.
Anschließend der Versuch etwas zu schlafen. Trotz Ohropax ist es ziemlich laut und trotz Handtuch auf dem Kopf recht hell. Rund 1 h schlafe ich tatsächlich, dann bin ich auch wieder wach. Also auf und etwas essen, dann zurück ins Wasser.

 

09.11.2014 

 

23:30-3:40
Das Becken wird immer leerer. Das ist wirklich sehr angenehm! Die eigene Geschwindigkeit zu schwimmen und die Wenden frei zu schwimmen (ohne auf einen Vordermann achten zu müssen) spart viel Energie. Irgendwann ist es egal, wie viele Bahnen man schon geschwommen ist und wie viele Bahnen noch zu schwimmen ist. Es zählt nur das hier und jetzt. Und es entspringt der geniale Ausspruch: Der Körper schimmt - der Kopf schläft.
Die Unterstützung der Helfer der DLRG Bedburg ist super: Nicht nur die Bahnen werden unermüdlich zu dieser nachtschlafenden Zeit gezählt, auch die Moral der Schwimmer wird gestärkt! Diesen Lauf nutze ich: 14 km - 16 km - 18 km. Eigentlich sollte hier die nächste Pause kommen. Statt dessen bringt mir Rike die nächste Flasche, damit ich weiter schwimmen kann. Und etwas zu essen. Durch das ganze Chlor ist der Mund so trocken, dass einem im wahrsten Sinne des Wortes die Spucke weg bleibt. Zu jedem Bissen, den man abbeist, braucht man einen Schluck Wasser.
20 km. Den Lauf muss man einfach nutzen. Solange es der Körper her gibt, wird weiter geschwommen. 22 km. Jetzt kommt die Müdigkeit eindeutig durch. Es wird Zeit eine Pause einzulegen. Das ich jemals 10 km mehr oder weniger am Stück schwimmen würde, habe ich nicht für möglich gehalten. Für den späteren Morgen stehen nur noch 2 km aus, dann sind die 24 geschafft.

3:40-7:00
Die Regenerationsphasen laufen ähnlich ab: Essen, Massage, der Versuch zu schlafen. Leider wird das mit dem Schlafen nichts. Egal, wie man auch liegt, alles tut weh. Dazu der Lärm. Also lediglich ausruhen. Dann auf und die Schwimmsachen wieder an. Mir ist schlecht und am liebsten würde ich nicht mehr zurück ins Wasser. Selbst 2 km erscheinen auf einmal wahnsinnig viel.

7:00-8:00
Einmal im Wasser schwimmt es sich erstaunlich gut. Statt Iso gibt es nur noch Wasser. Das tut dem Magen einigermaßen gut. Die Bahn ist mäßig voll. Allerdings mischen sich einige Brustschwimmer auf die Bahn. Es strengt an diese alle paar Bahnen wieder auf das nächste zu überholen. Manchmal lasse ich es auch einfach sein und bleibe dahinter und schwimme Abschlag. Ich bin nicht so richtig wach und will einen weiteren Unfall unbedingt vermeiden. 
24 km. Es ist vollbracht. Ich kann es noch gar nicht richtig fassen.

8:00-9:30
Da der Magen nun einigermaßen wieder mitspielt, gibt es Frühstück und dann eine Ruhepause. Bis 12:00 ist noch einiges an Zeit. Vielleicht geht da noch was!

9:30-10:30
Da geht noch was! Auf Iso verzichte ich weiter und bleibe bei Wasser. Es ist sehr unruhig auf der Bahn. Gleich mehrere Brustschwimmer stören (soory, aber ist so!) den Fluss auf der Bahn. Das langsame Schwimmen und kaum eine Chance anständig zu wenden, sind unendlich anstrengend und gehen extrem auf die Schultern, die sich ohnehin schon beschweren.


Die Arme und auch die Beine werden immer schwerer. Und auch die Füße sind ziemlich verspannt. Nach jedem Wenden hoffe ich, dass ich keinen Krampf bekomme.
So eng ist es regelmäßig bei den Wenden. Leider hat man kaum eine Chance anständig zu wenden. Viele wenden nicht mal annähernd auf der linken Seite oder auf der mittigen Markierung, sondern gar rechts, sodass man seinerseits gezwungen ist, schon an der Wand Verrenckungen durch zu führen und die nachfolgenden Schwimmer behindert werden. Vielen ist der Abstoß auch gänzlich unbekannt, sodass ich zu einem großen Teil mir meinerseits sämtlichiches abstoßen von der Wand sparen konnte, da ich sonst direkt auf den Vordermann aufgeschwommen wäre. Sehr ärgerlich. So macht man im Umkehrschluss unnötig viele Armzüge.
Nach weiteren 2 km reicht mir das Ganze für den Tag dann auch. Ich bin erschöpft! Die Erschöpfung sieht man auch daran, dass am Ende 26,1 km auf der Startkarte stehen. Nicht mal zählen kann ich mehr...

10.30-12:00
Bis zum Wettkampfende gönne ich mir eine heiße Dusche. Dann noch ein wenig Essen und Entspannung. Es ist toll, dass es nun geschafft ist!
Ein Überraschungsgast kam noch an unserem "Basislager" auf der Tribüne vorbei. Ralph Erdenberger war zufällig im Schwimmbad. Als Unterstützer des Vereins war auch er im Lebensdurst-Ich T-shirt im Schwimmbad.


13:00 Uhr
Die Siegerehrung beginnt. Bitte seht mit nach, dass ich mich nicht mehr an alle Einzelheiten erinnere, aber ich war unendlich müde (die Details könnt ihr bestimmt demnächst auch auf der Homepage der DLRG Bedburg nachlesen). Es gab einen Rekord von 408 Teilnehmern und auch in der Summe einen Rekord an geschwommenen Bahnen. Die beste Frau hat über 30 km geschwommen, der beste Mann sogar über 40. 
Eine Überraschung gab es dann noch für uns: Norbert Pleuss, Mitglied des Kreistages Rhein-Erft (CDU), überreicht einen Scheck über 240 Euro für Lebensdurst-Ich. Diese Summe ist angelehnt an unser Motto: 24 h - 24 km. Das hat uns umgehauen und sehr gefreut. Dazu kam noch die persönliche Einladung für Rike und mich nach Berlin, der wir natürlich sehr gerne nachkommen werden.




15:00 Uhr
Ich bin wieder Zuhause angekommen. Eine Tasse Tee noch. Zu mehr komme ich nicht. Die Tasche ist nicht ausgepackt, das Essen nicht gekocht,... Ich lege mich schlafen. Danke für all die Nachrichten, die mich noch im Laufe des Abends erreicht haben. Ich habe (15 Stunden) geschlafen ;) 
Die Antworten kommen erst am nächsten Tag.

 

10.11.2014

 

Der  Morgen beginnt entspannt: Die Bestandsaufnahme: Schultern und Arme schmerzen, aber nicht so schlimm, wie ich mir das vorgestellt hatte. Also ich hatte in meinem Leben schon schlimmeren Muskelkater. Hinzu kommen ein paar blaue Flecken auf der rechten Hand und dem rechten Arm von der Leine (wenn man während des Training ein paar mal die Leine trifft, mag das nicht so schlimm sein - wenn man das bei 26,1 km was öfters macht, hinterlässt das doch Spuren).
Und die Nase schmerzt. Einen Besuch beim Arzt später ist dann auch klar: die Nase ist gebrochen. Jetzt ist sie wieder gerichtet und ich habe einen hübschen Gips verpasst bekommen. Da kein Wasser an den Gips darf, habe ich 10 Tage Wasser-Verbot. Dadurch wird die Regenerationsphase also zwangsweise verlängert. Doch ich bin auch stolz nicht aufgegeben zu haben und noch 21,4 km nach dem Unfall geschwommen zu sein.


Zum Schluss noch ein herzliches Dankeschön an die DLRG Bedburg! Es war ein sehr schöner Wettkampf, die Helfer waren durchweg alle freundlich und haben alles möglich gemacht um gute Bedingungen im und um das Wasser zu schaffen. Auch die Atmosphäre war super!
Ich kann das 24h-Schwimmen dort also weiter empfehlen.
Und ganz allgemein kann ich natürlich empfehlen: Schwimmen ist ein toller Sport! Es müssen nicht 24h und auch keine 24km sein. Bewegung macht glücklich. Probiert es einfach mal aus.

Viele Grüße,
Alex



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